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Geschichte

Im Pfarrbuch II schrieb der damalige Stadtpfarrer Güttler am 26. April 1920 über die Entstehung der Kirche von Wohlmuthshüll, dass „die braven christl. Ortsbürger von Wohlmuthshüll sich schon vor 10 Jahren durch Gründung eines Kapellenbauvereins einstimmig entschlossen haben, ein Gotteshaus zu erbauen, da sich die bisherige Ortskapelle für die mehrere Hunderte von Einwohnern als viel zu klein erwies.“ Und er fährt fort: „Eine ebenso seltene wie hochbedeutungsvolle Feier hat am gestrigen Sonntag, 25. April, im Jubel und Dank gegen den Allerhöchsten auf der festlich geschmückten Stätte vor der ehrwürdigen, alten Muttergotteskapelle zu Wohlmuthshüll die dortigen christlichen Gemeindeangehörigen vereinigt. Eine große Anzahl von auswärtigen Christgläubigen aus den Gemeinden im Wiesenttale u. auf dem Gebirge war zur Feier erschienen. Es galt die längst ersehnte Grundsteinlegung vorzunehmen zu einer neuen Gotteswohnstätte und Gnadenstätte für die christliche Gemeinde Wohlmuthshüll. Nachdem in den letzten Monaten kräftig Hand an das Fundament gelegt worden ist, wurde gestern dem Bauwerk durch die kirchliche Einsegnung des Grundsteins die erste religiöse Weihe gegeben. Schon dadurch wurde das im Entstehen begriffene Gebäude aus der Zahl der irdischen Wohnungen ausgeschieden.“

Die Urkunde, die in den Stein eingelegt worden ist, hat folgenden Wortlaut [Ausschnitt]:

Urkunde - Anno MDCCCCXX Mense Aprili

Im Jahre des Heiles 1920, am Tage des hl. Markus, im 1. Jahre des Deutschland so erniedrigenden Friedensschlusses, als allüberall im deutschen Vaterlande die Folgen des Millionen von deutschen Männern mordenden Weltkrieges sich zeigten, als große Teuerung, Hungersnot allerorts herrschten, revolutionäre Umtriebe und bolschewistische Aufstände an der Tagesordnung waren, und Mord, Raub und Brandstiftung überhand nahmen, unter dem Pontifikate Benedikt XV., als Dr. Jakobus von Hauck Erzbischof von Bamberg, Dr. Adam Senger Weihbischof von Bamberg u. Georg Güttler Stadtpfarrer von Ebermannstadt waren, als Herr von Kahr Ministerpräsident des Freistaates Bayern, Staatsrat von Strößenreuther Regierungspräsident von Oberfranken und Karl Stucky Regierungsrat u. Bezirksamtmann von Ebermannstadt, Leonhard Frischmann Volksschullehrer u. Gg. Deinhardt Bürgermeister von Wohlmuthshüll waren, wurde der Grundstein zu der Muttergotteskapelle feierlich durch den derzeitigen, obengenannten Stadtpfarrer benediziert. [...]

Den Plan zu diesem Gebäude hat entworfen der Bezirksbaumeister Gg. Schmitt von Ebermannstadt.

Als beim Baue beschäftigte Handwerksleute sind zu nennen: Hofmann, Zimmermann, Joh. Nützel u. Joh. Förtsch, Maurermeister, Otto Klötzer, Dachdeckermeister.

Hand- u. Spanndienste leisteten sämtliche Ortsbürger. Die Ortsgemeinde Wohlmuthshüll zählt z. Zt. 34 Häuser u. 222 Seelen. [...]“

Über die im Text erwähnte Muttergotteskapelle ist leider nichts Weiteres bekannt, außer dass sie schräg gegenüber etwas oberhalb der Straße in der Nähe des Pfarrhauses gestanden haben soll.

Bereits am Sonntag, dem 14. August 1921 konnte die Kirchenweihe zelebriert werden. Auch hierzu soll wieder aus dem Pfarrbuch zitiert werden:

„Es waren erhebende Stunden, die am vergangenen Sonntag eine große Menschenmenge auf ragender Bergeshöhe in dem sonst so stillen u. einsamen Wohlmuthshüll verlebte. Galt es doch, ein Kirchlein zu weihen, das schon längst eine Sehnsucht der Bevölkerung, nunmehr seiner Verwirklichung zugeführt eine Segensquelle für die glücklichen Bewohner des Ortes werden soll. Nur der erstaunliche Opfermut der schlichten Dorfbewohner hatte es fertig gebracht, einen Wunsch zu verwirklichen, der schon die vorausgehenden Generationen beseelte, ein Kirchlein mit dem Allerheiligsten in ihrer Mitte zu haben und in seiner Nähe zur ewigen Ruhe gebettet zu werden. Es ist ein ehrendes Denkmal, das sich der tiefreligiöse Sinn der braven Leute gesetzt, um so erfreulicher in einer Zeit, wo man für ideale und namentlich religiöse Zwecke so wenig übrig hat, wo der Fabrikschlot mehr gilt als der Kirchturm, wo alles den materiellen Gütern lebt. So gestaltete sich denn auch die Feier auf das herzlichste, die dieses Kirchlein dem frommen Gebrauch übergeben sollte. Schon Wochen lang hatten die biederen Wohlmuthshüller ihre Vorbereitungen getroffen und sich keine Mühe, kein Opfer verdrießen lassen, um nur ja die Feier ihres kleinen Heiligtums recht erbaulich zu gestalten. Zarte Birkenbäumchen zierten den Weg, Fähnchen flatterten von allen Fenstern, der ganze Ort prangte in Festesschmuck.“

So schwärmte damals der Ebermannstädter Stadtpfarrer Geistlicher Rat Güttler, der die Weihe vollzogen hat. Unter seinem Nachfolger, Pfarrer Merklein, konnte am 8. August 1926 endlich auch die Orgel eingeweiht werden, die von der Firma Eusebius Dietmann von Lichtenfels gebaut worden war.

Dieses Instrument versah seinen Dienst 74 Jahre lang treu und brav. Doch da es in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts zunehmend immer größere Mängel aufwies, musste über die Anschaffung einer neuen Orgel nachgedacht werden. Wieder war es der große Opfersinn der Gemeinde, der es ermöglichte, dass am 4. Juni 2000 eine neue Orgel eingeweiht werden konnte. Sie stammt von der Fa. Sandtner aus Dillingen.

Dieser Opfersinn wurde auch besonders im Zusammenhang mit der großen Renovierung der Kirche in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts herausgefordert. Die Kapelle musste von Grund auf saniert und den liturgischen Forderungen des Zweiten Vaticanischen Konzils angepasst werden. 1278 freiwillige Arbeitsstunden leisteten die Bürger von Wohlmuthshüll und sammelten außerdem noch 40.000 DM an Spenden, um die Erneuerung der Kapelle zu ermöglichen. Nur so war es möglich, zusammen mit der Unterstützung des Erzbischöflichen Ordinariats sowohl das Gebäude zu sichern als auch den Innenraum neu zu gestalten und dabei die bis dahin existierenden verschiedenen Stilrichtungen in Einklang zu bringen.

Heute präsentiert sich die Kapelle als ein kleines Schmuckstück des Ortes, auf das seine Bewohner stolz sein dürfen.

Aus Wohlmutshüll stammen mehrere Geistliche, darunter auch Gabriel Deinhardt, geb. am 12. Juni 1914. Nach dem Abitur und dem Studium der Theologie in Bamberg folgten 1938 die Priesterweihe und die feierliche Primiz in seiner Heimatgemeinde. Nach einigen Aushilfen in der Seelsorge kam er zum 1. Dez. 1938 als Kaplan nach Coburg. Von dort aus wurde er zur Legion Condor eingezogen und diente als Sanitätsgefreiter. Am 10. November 1941 sollte seine Einheit mit dem Schiff vom Athener Hafen Piräus nach Kreta gebracht werden. Ein englisches U-Boot beschoss das Schiff, das daraufhin zu sinken begann. Die Besatzung strömte an Deck, um rechtzeitig von Bord zu kommen. Gabriel Deinhardt, ein schlechter Schwimmer, hatte eine Schwimmweste anlegen können. Nicht weit weg von ihm sah er einen Kameraden aus Nürnberg, von dem er wusste, dass er eine Familie mit 4 Kindern hatte. Kurz vor dem Sprung ins kalte Wasser rief Deinhardt ihm zu: „Rette du dich!“ und gab ihm seine Schwimmweste. Eine Gruppe von 7 Soldaten konnte sich an einem größeren Brett festklammern und über Wasser halten, darunter auch Kaplan Gabriel Deinhardt und der besagte Nürnberger Kamerad. Doch Deinhardt verließen allmählich die Kräfte, er konnte sich nicht mehr halten und ertrank, während die übrigen kurz darauf von einem deutschen Schnellboot gerettet werden konnten.

Ein Bronzedenkmal von dem Künstler Hanspeter Widrig erinnert seit 1996 auf dem Friedhof neben der Kirche an dieses großartige Beispiel christlicher Nächstenliebe. Bedroht von den emporschwappenden Wellen stehen zwei Männer in einem stilisierten Boot, die Arme überkreuzt, gleichsam zur Erinnerung an das Wort Jesu: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt" (Joh. 15,13)